Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitglieder des ÖAGG,
Wenn wir uns umsehen, scheinen Wettbewerb und Prekarisierung die Leitthemen unserer Zeit zu sein. Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Idee von Achtsamkeit in dieser Lage unseren Nerv zu treffen scheint. Was bedeutet diese Idee und stellt sie sich uns nicht unklar und widersprüchlich dar? Geht es bei Achtsamkeit darum, den Alltag besser zu bewältigen und vielleicht noch stärker und stressresistenter zu werden und ist es damit ein Werkzeug zur persönlichen Optimierung? Oder dient sie zur grundlegenden Veränderung eben dieser Verhältnisse? Wenn wir den Blick wegwenden von einer instrumentellen Vereinnahmung der Achtsamkeit zur Verfügbarmachung der letzten psychophysischen Ressourcen im täglichen Konkurrenzkampf um bessere Leistungen und Ergebnisse, so lassen sich die Möglichkeiten dieser Haltung erkennen. Unsere kulturellen Errungenschaften verdanken wir auch der Fähigkeit zu tiefer, kontemplativer Aufmerksamkeit. Gerade Achtsamkeit bietet sich als Versuch an, Anrufbarkeit und Ankoppelung individuell und kulturell zu erleben. Hektik und Stress bringen nichts Neues hervor, sondern reproduzieren lediglich Vorhandenes. Achtsamkeit ermöglicht eine Art und Weise des In-der-Welt-Seins, die weniger auf Herrschaft und Kontrolle fokussiert, sondern die ermöglicht, wieder von der Welt „anrufbar“ zu werden, also „kommunikativ berührbar“ der sozialen Welt zu begegnen.
Auch der ÖAGG bewegt sich in der Welt des Wettbewerbes und es werden aktiv die Weichen gestellt, auch wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei wollen wir allerdings weniger in Hektik verfallen, sondern offen für Neues bleiben.
Die Gespräche und Verhandlungen mit verschiedenen Universitäten zu Kooperationen der zukünftigen Psychotherapieausbildung werden von den Sektionen und dem Vorstand aktiv vorangetrieben und zeigen auch vielfach positive Signale und Ergebnisse. Hier entwickelt sich Neues und wir danken den Sektionen für den Einsatz und das große Engagement.
Neu ist auch das Stichwort für die administrativen Abläufe im Generalsekretariat des ÖAGG. Die seit vielen Jahren bewährten Abläufe und digitalen Hilfsmittel sind in die Jahre gekommen und es steht eine Erneuerung an. Nach Monaten der Analyse und Beschreibung bestehender Prozesse und Abläufe durch unsere Geschäftsführung Fr. Waneck und Expertinnen aus dem Verein, sollen in diesem Jahr die Voraussetzungen für eine (technische) Aktualisierung der umfangreichen administrativen Aufgaben des Generalsekretariats geschaffen werden.
Inhaltlich weiterdenken ist eine Notwendigkeit unserer Zeit. Auch das ist Teil der Idee und Arbeit des Vorstandes. Dies betrifft die Sichtbarkeit von uns als Verein, das Weiterdenken von Angeboten sowohl im Bereich Weiterbildung, als auch im Bereich Beratung und Supervision. Wieder wollen wir nicht in Hektik verfallen, sondern durch das „kommunikative Berühren“ von engagierten Kolleg:innen in den verschiedenen Vereinsbereichen erste Akzente setzen.
Karin Zajec, Liselotte Nausner, Georg Eckert und Franz Schiermayr