Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitglieder des ÖAGG,
Der Frühling ist oftmals eine Zeit des Aufräumens – der häufig erzählte Frühjahrsputz. Stellen dieses Aufräumen und Saubermachen aber nur das dar, was der Begriff im ersten Moment suggeriert, oder lässt sich bei genauerem Hinsehen auch noch mehr erkennen?
Wenn wir Kästen öffnen und unsere Lebensräume durchstöbern, entdecken wir mit den verschiedenen Gegenständen auch die zugehörigen Erzählungen. Diese Erzählungen, die sich aus unseren Erfahrungen speisen, lassen uns auch Sinnzuschreibungen wiederentdecken. Im Gegensatz dazu sind wir im Alltag der digitalen Gesellschaft meist nur von Information umgeben, die weder die Zeit lassen, das Erlebte zu Geschichten werden zu lassen, noch Visionen oder gar gesellschaftsgestaltende Kräfte freisetzen. Schon Luhmann merkte an, dass Information nicht eine Kosmologie des Seins ist, sondern der Kontingenz. In einer Zeit, in der aus Informationen Geschichten scheinbar beliebig konstruiert und mit Medien verbreitet werden, kommt der eigenen Erzählung wohl eine besondere Bedeutung zu. Wir können sie beim Aufräumen wiederentdecken und den darin enthaltenen Sinn und die Möglichkeit der Orientierung erkennen. Gleichzeitig werden wir unsere eigenen Erzählungen auch immer wieder erweitern und dadurch neue Möglichkeiten wahrnehmen. Ist es nicht so, dass wir beim Wiederentdecken eines längst vergessenen Kleidungsstücks auch die damit erlebten Begegnungen und Geschichten wieder hervorholen? Diese Erzählungen über Begegnungen führen zu sozialem Zusammenhalt und vermitteln gemeinschaftliche und soziale Sinnangebote. Unser gelebtes Leben wird zur Erzählung und bietet Sicherheit, auch wenn sich um uns herum vieles verändert oder ungewiss erscheint.
Auch wir im Vorstand sind nach wie vor mit verschiedenen „Umräumarbeiten“ beschäftigt. Das Rechnungswesen hat neue Strukturen erhalten und findet zunehmend zu einer eigenen Routine, welche mehr Überblick für die Verantwortlichen ermöglicht. Dabei entsteht innerhalb der verschiedenen Vereinsbereiche ein konstruktiver Austausch.
Auch auf der Ebene des erweiterten Vorstandes werden zukünftige Herausforderungen für den Verein, wie das geplante neue Psychotherapiegesetz, thematisiert und, so weit wie möglich, auch Weichen für die Entwicklung des Vereines gestellt. Dabei gelingt es, Erzählungen aus der Geschichte auch neu zu betrachten und Neues zuzulassen.
Forschungsaktivitäten innerhalb des ÖAGG und in Kooperation mit der PTA befinden sich in Überarbeitung und es wird ein nachvollziehbarer Prozess für individuelle und kooperative Forschung entwickelt.
In all diesen Aktivitäten erleben wir ein hohes Engagement und eine ausgeprägte Verantwortlichkeit der einzelnen Kolleg:innen der Sektionen und der angestellten Mitarbeiter:innen. Dafür möchten wir uns als Vorstand herzlich bedanken.
Dem Aufräumen wohnt ein Neuanfang inne und gleichzeitig entsteht Verunsicherung im ersten Moment. In diesen Situationen eröffnen Erzählungen eine Zukunft, die uns hoffen lässt – und das ist ganz schön beruhigend!
Liebe Grüße und spannende Erzählungen!
Karin Zajec, Liselotte Nausner, Georg Eckert und Franz Schiermayr